„Das ist unsere kleine Welt“ lautete die Überschrift in der Badischen Zeitung über ein älteres Ehepaar, das in seinem Vorgarten einen Mikrokosmos mit Gartenzwergen geschaffen hatte. Die beiden waren wirklich sehr rührend. Und ich war stolz wie Oskar. Ich arbeitete als Praktikant in der Lokalredaktion Freiburg-Stadt und das war meine erste größere Lokal-Geschichte im Blatt. Einen Tag nach Veröffentlichung dann ein bitterböses Erwachen: alle Gartenzwerge waren gestohlen, keinen einzigen haben die nächtlichen Diebe zurückgelassen. Und das Ehepaar war wirklich am Boden zerstört. Ich wurde dann der überhaupt nicht mehr stolze Autor eines neuen Artikels unter der Überschrift „Das war unsere kleine Welt“. Das war mein erster Kontakt als Journalist mit dem Thema „Medienethik“.
Heute, in einer Zeit, in der die Kommunikation über digitale Medien ständig zunimmt, ist es unabdingbar, eine ethische Verantwortung für die Nutzung und die Gestaltung der Medien anzuerkennen und das Bewusstsein dafür zu schaffen, bei allen Beteiligten.
Medienethik befasst sich mit den moralischen und sozialen Implikationen, die durch die Nutzung von Medien entstehen. Dabei geht es nicht nur um die Nutzung von Social Media und anderen digitalen Plattformen, sondern auch um die Konsequenzen, die sich aus der Verbreitung von Informationen, die Produktion und Verteilung von Medieninhalten und dem Einfluss von Medien auf die Gesellschaft ergeben.
Journalistische Ausbildung und Medienethik
Als Lokalreporter der Badischen Zeitung war ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass die Angabe des korrekten und vollständigen Namens dazu führen könnte, dass die Gartenzwerge gestohlen werden. Und da war auch keine Entschuldigung, dass Medienethik und -verantwortung nicht auch nur ansatzweise Teil des Lehrplans meiner Journalistenschule war.
Die Bedeutung einer ethischen Nutzung von Medien sollte nicht unterschätzt werden. Und sie ist heute bedeutender denn je. Die Gartenzwerg-Geschichte erschien zu einer Zeit, in der es das Internet quasi gar nicht gab. Heute aber, durch die rasant schnelle digitale Verbreitung von Inhalten – und das fehlende Verständnis für die Konsequenzen, die sich aus der Nutzung ergeben – werden viele Menschen Opfer von Falschinformationen, Cybermobbing oder anderen schädlichen Praktiken. Deshalb ist es wichtig, dass jeder, der Medien nutzt, sich der Ethik und der Verantwortung bewusst ist, die mit der Nutzung einhergehen.
Nicht unerheblich ist dabei die Verantwortung der Medienproduzent:innen, sprich Journalist:innen. Wir sollten uns bewusst machen, dass wir über die Inhalte, die wir produzieren, einen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Dieser Einfluss kann ‚positiv‘ oder ‚negativ‘ sein – und deshalb ist es so wichtig wie nie zuvor, dass wir uns verantwortungsvoll verhalten.
Verantwortung liegt auch bei den Konsument:innen
Die Verantwortung für die ethische Nutzung der Medien liegt jedoch nicht nur bei den Produzent:innen, sondern auch bei den Konsument:innen – und ich lasse an dieser Stelle unberücksichtigt, dass jeder Konsument im digitalen Zeitalter auch Produzent sein kann.
Jeder Mensch, der Medien konsumiert, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er eine aktive Rolle in der Nutzung von Medien spielt. Und das beginnt mit dem Bewusstsein, dass „das Internet“ keine verlässliche Informationsquelle ist. Jeder Mensch trägt Verantwortung für sein Verhalten und dafür, dass dieses Verhalten Konsequenzen haben kann.
Um eine ethische Nutzung der Medien sicherzustellen, sollten sowohl Produzent:innen als auch Konsument:innen Verantwortung übernehmen und sich an ethischen Standards halten. Der Pressekodex ist da ein Schritt in die richtige Richtung, aber auch Papier kann geduldig sein. Es braucht eine echte Selbst-„Verpflichtung“ auf Produzent:innen-Seite und verantwortungsvolles Handeln auf Konsument:innen-Seite. Nur so können wir sicherstellen, dass Medien sicher, verantwortungsvoll und respektvoll genutzt werden.
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