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Am Vorabend des Feiertages Maria Himmelfahrt gibt es ein besonderes Dessert: 30 Glasschalen mit jeweils einem Eis am Stiel, Magnum für 22 Mönche und acht Klostergäste. Und – Mönche mögen nicht nur Magnum Mandel – das zweite kulinarische Highlight eines jeden Feiertages: Wein zum Mittagessen und Bier zum Abendessen – Benediktiner Weißbier selbstverständlich.

Nun schon zum zweiten Male bin ich für sechs Tage zu Gast in der Benediktiner-Abtei Gerleve bei Coesfeld in Westfalen. Sechs Tage ohne Fernsehen, Computer, Musik, Radio und – das ist besonders schwer – ohne Smartphone. Lediglich ein ganz einfaches „Nokia-Telefonierhandy“ garantiert meine Erreichbarkeit. Als Selbständiger denke ich, dass just bei einem Kloster-Aufenthalt der lang ersehnte Großauftrag mein Büro erreicht.

So ist es schwer sich abzulenken im klar strukturierten Alltag des Klosters, noch nicht einmal mit Essen und Trinken. Es gibt vier feste Mahlzeiten. Mittag- und Abendessen erfolgt mit den Mönchen in einem festen Ritual: Im „Refektorium“, dem Speisesaal, liest am Kopfende ein Mönch ein wenig aus religiösen Werken vor, aber vornehmlich aus zeitgenössischer Literatur. Das Buch in diesem Jahr über den „Untergang Deutschlands“ ist teilweise so drastisch in den Darstellungen, dass der Vorleser ganze Kapitel überspringt.

Zwischen den Mahlzeiten die Gottesdienste: 5.20 Uhr Vigilien und Laudes, 9 Uhr Hochamt, 12 Uhr Sext, 13.15 Uhr Non, 17.30 Uhr Vesper und 20.15 Uhr Komplet – die Benedikt-Regel schreibt für jeden Tag sechs Gottesdienste vor.

Die Teilnahme ist für Gäste freiwillig. Abgesehen vom ersten Gottesdienst habe ich an allen teilgenommen. Ich kann da gut meine Gedanken fließen lassen: Orgel und Weihrauch vermitteln Mystik. Und da die Gebete und Lieder meist auf lateinisch vorgetragen werden, konnte ich dem Inhalt ohnehin nicht folgen. Und das scheint mir gut. Immer dann, wenn eine Übersetzung vorliegt, habe ich das Gefühl eine weitere für das 21. Jahrhundert zu benötigen. „Maria, du bist so furchterregend wie eine geordnete Schlachtreihe“ – da komme ich über den tieferen Sinn schon ins Grübeln und bräuchte wohl eine professionelle Bibel-Exegese.

Diese Form von Askese im „Kloster auf Zeit“ hilft mir, mich in Ruhe den Fragen zuzuwenden, die ich das ganze Jahr vor mir herschiebe. Interessanterweise sind das nicht Fragen zur veränderten Social-Media-Strategie oder Akquise-Anstrengungen. Im „Kloster auf Zeit“ schaffe ich mir Raum für etwas, das ich mir sonst eigentlich nie wirklich gönne und gestatte: Innezuhalten und leise in sich hinein zu hören.

Nächstes Jahr komme ich wieder.

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